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Zeilinger: Wie die Studenten ihren Professor feiern

© APA - Austria Presse Agentur

Bei seinem Auftritt in der Universität Wien empfingen die Studenten „ihren“ Professor.

von Christian Böhmer

Der Ort, den man für den Preisträger ausgesucht hat, war irgendwie passend: In einem Lehrsaal, genauer: im  Ludwig-Boltzmann-Hörsaal der Physik-Fakultät der Wiener Universität, trat am Dienstag jener Mann vor die Mikrofone, dessen Name fällt, wenn sich Laien über die „Quantenforschung“ unterhalten: Anton Zeilinger.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Professor der eigenen Uni einen Nobelpreis abräumt. Und so füllte sich der Hörsaal lange vor der Pressekonferenz nicht mit Journalisten, sondern mit jungen Studenten. Sie wollten dabei sein, wenn „ihr“ Professor spricht.

Vorsorglich wurde Sicherheitsbeamten an den Türen postiert, man weiß ja nie, der Andrang und so. Und tatsächlich ist das Interesse groß. So groß, dass nicht jedes der gezählten zwölf Kamerateams Platz findet - man stellt sich in die Seitengänge, es geht nicht anders. 

Als Zeilinger mit knapp zehn Minuten Verspätung den Hörsaal betritt, brandet Applaus auf, der rasch anschwillt und nicht abebbt. Minutenlang bejubeln die Studenten ihren Professor, und spätestens jetzt ist klar: Das ist keine Pressekonferenz,es ist ein Empfang.

Der 77-jährige Zeilinger lächelt freundlich, er winkt ein-, zweimal.

Beim Auftritt im Hörsaal spricht er zuallererst von seiner Familie. Ohne sie sei dies alles nicht möglich gewesen. „Ich war nicht immer so viel für sie da, wie es vielleicht nötig war. Mich hat die Physik so begeistert.“

Und dann schildert der launige Erzähler, wie er um11 Uhr vom Nobelpreis erfahren hat. „Meine Assistentin war am Telefon und hat gesagt, da ist eine Frau, die lässt sich nicht abwimmeln.“ Ihm, Zeilinger, sei das unangenehm gewesen. „Ich wollte arbeiten und meine Ruhe haben.“ Seine Assistentin habe aber insistiert. „Die Nummer der Anruferin ist irgendwie komisch. Die Dame ruft aus Schweden an.“

Minuten später war dem Forscher klar, dass er den Nobelpreis tatsächlich gewonnen hat. 

Begeisterungsfähig

Einem französischen Journalisten erklärt Zeilinger, wie alles begonnen hat. „Schon als Kind wollte ich wissen, wie Dinge funktionieren.“ Das Auseinandernehmen sei ihm eine Freude gewesen. „Zusammenbauen dann weniger.“

Und schließlich erwähnt der Nobelpreisträger seinen Lehrer im Gymnasium. Der Mann konnte  „wirklich begeistern“. Ihm sei es  mit zu verdanken, dass er schließlich Physik studiert habe. 

An mehreren Stellen erwähnt Zeilinger, dass die Quantenphysik am Beginn der Forschung genau zu gar nichts sinnvoll und nötig gewesen sei. „Mich hat die mathematische Schönheit begeistert“, sagt er. Die praktischen Anwendungen seien erst Jahrzehnte später sichtbar geworden - wie heute etwa die Verschlüsselung mithilfe der Quanten-Physik. 

Zeilingers kurze Ansprache ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine breite, nicht allein auf die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit ausgerichtete Forschung. Und er vergisst nicht zu erwähnen, dass „ohne den Steuerzahler“ all das, was er und seine vielen Mitarbeiter haben erforschen dürfen, nie möglich gewesen wäre.

Friseurbesuch

Ehe der 77-Jährige - abermals unter stehenden Ovationen - den Hörsaal verlässt, konfrontiert ihn einer der Studenten noch mit einem Gerücht, „das sich hartnäckig an der Fakultät hält“. Welches? „Dass Sie zum Friseur gehen, wenn Sie den Nobelpreis bekommen.“

Andere, eitlere Preisträger und Professoren hätte eine solche Frage verärgert. Dem ruhigen Zeilinger ringt das nur ein verschmitztes Lächeln ab. „Ich war heute noch nicht. Ich glaub‘, ich war eh vor drei Wochen.“

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