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„Zum roten Krebs“ - Das St. Pöltner Grand Hôtel Pittner: Vorbild New York

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St. Pöltens Grand Hôtel Pittner „zum roten Krebs“ entstand nach genauen Vorstellungen von Franz Pittner jun. und seinen Auslandserfahrungen in Paris, Brüssel und den USA.

Foto: NÖN/Archiv

Nur 80 Schritte vom Zentralbahnhofe, mitten in der Stadt. 136 Zimmer und Salons, ganz neumodern eingerichtet, elektrische Beleuchtung, Zentralheizung, Bäder im Hause, Klubzimmer, Prachtsaal, vorzügliche Küche. Lohndiener, Automobilgarage.

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Foto: NOEN

So stand es in der Werbeanzeige von 1908 für das Grand Hôtel Pittner „zum roten Krebs“. Und weil St. Pölten weder Wien noch New York war, gab es das alles „zu mäßigen Preisen“.

1837 erwarb Franz Pittner sen. den urkundlich schon 1674 erwähnten Gasthof „zum rothen Krebs“ an der Ecke Kremsergasse/Klostergasse. Die Geschäfte liefen wohl gut, denn in den Folgejahren kaufte er sukzessive das gesamte Areal zwischen Kremser-, Kloster- und Grenzgasse bis zur – später teilweise überbauten – Stiftgasse.

Franz Pittner jun. (1862-1929), geprägt von seinen Auslandserfahrungen in Paris, Brüssel und den USA, formte daraus in mehreren Um- und Neubauphasen das eindrucksvolle fünfgeschoßige Grand Hôtel nach New Yorker Vorbildern.

Eine Idee dahinter war vermutlich, den Reisenden an der „letzten Station aller Schnell- und Expreßzüge nach Wien“ Übernachtung und Aufenthalt mit allen Annehmlichkeiten, aber zu deutlich „mäßigeren Preisen“ als in Wien zu bieten. Die Vollendung des Plans mit der Überbauung des alten Gasthofs in der Kremsergasse scheiterte allerdings am Ausbruch des 1. Weltkriegs.

Franz Pittner jun. war stets am Puls der Zeit. So ließ er den prunkvollen Kaisersaal bereits 1914 in ein Kino umbauen und die erste „Radio-Empfangsstation“ St. Pöltens im Hotel errichten. Darüber hinaus war Pittner vielseitig engagiert, als Gemeinderat, Obmann des Gewerbevereins, Abgeordneter zum NÖ Landtag und Gründer des Trabrennvereins. Die Rennbahn, die erst 1990 dem Regierungsviertel weichen musste, verdankt St. Pölten seiner Initiative.

Das erste Auto in der Stadt, ein Peugeot

Damit nicht genug, besaß Pittner auch das erste Auto in der Stadt: 1900 kaufte er einen Peugeot Typ 26. Nach Pittners Tod noch von seinem Chauffeur Edi gepflegt, gelangte das Fahrzeug nach dem 2. Weltkrieg über verschiedene Stationen in Oberösterreich nach Bozen. 2020 wurde es um 143.000 Euro versteigert. Es gilt als das älteste noch fahrbereite in Österreich ausgelieferte Automobil.

Die Zeiten für Grand Hôtels waren nach 1945 schwierig, notwendige Erneuerungen kaum zu finanzieren. Gasthof und Restaurant hatten aber nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf, Hochzeiten und andere Festivitäten wurden hier gefeiert.

Zeitzeugen erinnern sich noch an das gestrenge Regiment von Frau Karoline, der letzten von Pittners vier Töchtern. 1984 kam das Ende für Grand Hôtel und Gasthof zum roten Krebsen, 1995 begann der Umbau des Hotels zum Röntgeninstitut und Ärztezentrum, der Gasthof musste einem Schuhgeschäft weichen.

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