Liechtenstein
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

FMA: Bei Haushaltsverschuldung sind weitere Anstrengungen nötig

VADUZ - Die FMA hat am Dienstag ihren Bericht zur Finanzmarktstabilität vorgelegt. Verschärft hat sich etwa das Risiko mit Blick auf die hohen Verschuldung der Haushalte. Hier arbeitet die FMA mit den Banken an Massnahmen bei der Hypothekarkreditvergabe.

Entsprechend hatte auch Mario Gassner, der Vorsitzende der FMA-Geschäftsleitung, ausgeführt, dass mit Blick auf die Verschuldung der privaten Haushalte weitere Anstrengungen nötig seien – auch wenn die Rufe in letzter Zeit lauter werden würden, ob die strikten Tragbarkeitsprüfungen durch die Banken bei den Hypotheken wirklich sein müssten.

Eine Empfehlung der FMA lautet hierzu: Die Sicherstellung nachhaltiger Kreditvergabestandards bei gleichzeitiger Förderung des Risikobewusstseins der Kreditnehmer insbesondere bei Hypothekarkrediten. «Die detaillierte Risikobeurteilung der Banken bei der Kreditvergabe ist aus Sicht der Finanzmarktstabilität sehr wichtig», wie Gassner dazu ausführte. So arbeite die FMA derzeit gemeinsam mit dem Bankensektor an weiteren Massnahmen. «Ohne jedoch den Zugang zum Hypothekarmarkt weiter einzuschränken», wie Mario Gassner hierzu betonte. Was dabei genau ins Auge gefasst wird, liess er auf Nachfrage zwar noch offen. Mario Gassner versprach jedoch, dass es nicht das Ziel sei, die Regeln aus Sicht von Kreditnehmern zu verschärfen. Also dass mit Blick auf die bereits heute strikten Regeln dann nicht noch weniger Menschen in den Genuss einer Hypothek für die eigenen vier Wände kommen würden. Auch seien mögliche Anpassungen durchaus im Sinne des derzeit von der Politik vermehrt forcierten «bezahlbaren Wohnraums» in Liechtenstein. Erste Lösungsansätze sollen im ersten Halbjahr 2023 präsentiert werden.

Beim Forum für Finanzmarkt­stabilität. Chefökonom Thomas Gitzel (VP Bank), Mario Gassner (FMA), Markus Schlegel (SNB), Regie­rungs­chef Daniel Risch, Martin Gächter (FMA) und Andreas Brunh...

Beim Forum für Finanzmarkt­stabilität. Chefökonom Thomas Gitzel (VP Bank), Mario Gassner (FMA), Markus Schlegel (SNB), Regie­rungs­chef Daniel Risch, Martin Gächter (FMA) und Andreas Brunh...

Zahlreich waren die Vertreter aus der Finanzbranche und der Politik am gestrigen Nachmittag in den Vaduzer Rathaussaal gekommen, bei der neben einem Vortrag eines hohen SNB-Vertreters und einer Podiumsdiskussion mit Wirtschaftsexperten die Veröffentlichung des diesjährigen Financial Stability Reports im Vordergrund stand. Darin zeigt die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) jährlich die Risiken auf, denen der Finanzplatz und die Volkswirtschaft ausgesetzt sind bzw. gibt entsprechende Empfehlungen ab. Das Fazit für 2022: Der heimische Finanzsektor bleibt weiterhin stabil und auch die systemischen Risiken sind begrenzt. Da sich der Ausblick für die globale Realwirtschaft wie auch die Finanzmärkte in den letzten Monaten jedoch deutlich verschlechtert habe, hätten sich auch die Aussichten für die Finanzstabilität deutlich eingetrübt. So hatte auch Regierungschef Daniel Risch in seinem Grusswort die geopolitische Lage mit Blick auf den Ukraine-Krieg als düster bezeichnet. «Gerade in solch unsicheren Zeiten ist es für Liechtenstein wichtig, dass wir auch international ein stabiler, sicherer und verlässlicher Partner sind», so der Regierungschef und nannte zudem den IWF-Beitritt als wichtigen Schritt für die Zukunft. Nach dem Ja des Landtags zu den Beitrittsverhandlungen sei man hier auf gutem Weg. 

Viele sind hoch verschuldet

Neben Risiken wie neuerliche Börsenabstürze, Verwundbarkeiten der Pensionskassen, bei der Reputation des Finanzplatzes, der Profitabilität von Banken und Versicherungen oder Cyberangriffen sorgt auch dieses Jahr wieder die im internationalen Vergleich sehr hohe Verschuldung der privaten Haushalte für Sorgenfalten. Hier hätten die Risiken laut FMA sogar noch deutlich zugenommen. Kurzfristig würden sich diese trotz des abrupten Zinsanstiegs zwar in Grenzen halten, wie Martin Gächter von der Stabsstelle Finanzstabilität bei der FMA erklärte und als Gründe unter anderem den hohen Anteil an Festhypotheken in Liechtenstein bzw. die von den Banken gemachte Tragbarkeitsanalyse mit einem kalkulatorischen Zinssatz von 4,5 bis 5 Prozent nannte.

Mittel- bis langfristig sei die Anfälligkeit wegen der hohen Verschuldung jedoch höher als in anderen Ländern, was im Falle anhaltend hoher Zinsen zum Problem werden könnte. «Die Verwundbarkeit im Immobilienmarkt ist dabei nicht die Belehnung, denn der Wert einer Immobilie ist mit Blick auf die Hypothek jeweils hoch», wie Gächter erklärte. «Sondern ist dies vor allem auf die Tragbarkeit zurückzuführen – sprich, dass die Verschuldung mit Blick auf das Einkommens eines Haushalts hoch ist.» Das sei auch bei vielen der Fall, wie aus der Steuerdaten entnommen werden könnte. Auch würden gemäss Bankenangaben mehr als ein Fünftel der Hypothekarkredite die bankinternen Leitlinien in Sachen Tragbarkeit nicht erfüllen – sprich Ausnahmekredite sein.