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LKV: "Kostensteigerung im Gesundheitswesen ist kein Naturgesetz"

VADUZ - Nachdem bekannt wurde, dass die Krankenkassenprämien kommendes Jahr steigen werden, meldet sich der Krankenkassenverband (LKV) zu Wort. Es seien nun Massnahmen der Politik nötig, um das Kostenwachstum im Gesundheitswesen einzudämmen.

Wie sich aufgrund der Kostensteigerungen bereits früh in diesem Jahr abgezeichnet hat, müssen die OKP-Prämien 2023 erhöht werden, nachdem die Prämien in den Vorjahren sehr stabil waren.

Erhöhung wegen Mengenausweitung

"Die Prämien müssen die Kosten decken", schreibt der LKV. Nach den schwierigen COVID-Jahren 2020 und 2021 würden die Kosten im 2022 bisher wieder stärker ansteigen, aktuell im 12 Monatsvergleich um 3.4 Prozent. "Da die Tarife in den letzten Jahren kaum gestiegen bzw. in einzelnen Bereichen sogar gefallen sind, ist das Kostenwachstum mit den steigenden Leistungsmengen zu erklären", schreibt der LKV. Das heisst konkret: Die Menschen gehen öfter zum Arzt.

Den Krankenversicherern sei es bewusst, dass die Menschen im Moment durch steigende Energiepreise und die Inflation bereits grossen finanziellen Herausforderungen entgegensehen." Aufgrund des Kostenwachstums war es mit Blick auf die langfristige finanzielle Sicherheit aber unumgänglich, die Prämien 2023 zu erhöhen. Die Krankenversicherer haben in ihrer Budgetierung bereits den Einsatz von Reserven zur Abfederung der Prämienerhöhung einkalkuliert", schreibt der LKV

Politik müsse Massnahmen ergreifen

Aufgrund technischer und medizinischer Entwicklungen (neue Leistungen, neue Medikamente, etc.) sowie der demographischen Entwicklung würden die Kosten im Gesundheitswesen tendenziell jährlich steigen. "Die Kostensteigerung im Gesundheitswesen ist aber kein Naturgesetz. Es gibt ein bisher unausgeschöpftes Potential an Kostendämpfungsmassnahmen", schreibt der LKV und liefert einen Massnahmenkatalog mit:

  • Medikamente sind grundsätzlich ausschliesslich zum Preis entsprechender Generika zu vergüten, wenn ein solches vorhanden ist.
  • Das Ziel, die Medikamentenpreise auf ein europäisches Niveau zu bringen muss weiterverfolgt werden. Diesbezüglich sollte die schweizerische Entwicklung eng mitverfolgt werden und mit dem zuständigen Bundesrat entsprechende Gespräche geführt werden.
  • Die Referenztarife für Spitalaufenthalte sind auf den günstigsten Tarif, statt auf den Durchschnitt abzustellen.
  • Ambulante Pauschalen im Arztbereich wirken kostendämpfend. Dies ist ein mittelfristiges Ziel und sollte im Gleichschritt mit der Schweiz angegangen werden.
  • Der Leistungskatalog ist in verschiedenen Bereiche gemäss Health Technology Assessments (HTAs) zu straffen. Leistungen, die nicht mehr den WZW Kriterien entsprechen sind zu streichen.
  • Ambulant vor stationär in Spitälern ist weiter zu fördern.
  • Rahmenbedingungen für Alternative Versicherungsmodelle sind zu optimieren.
  • Digitalisierung kann Prozesse effizienter und günstiger machen. Die Digitalisierung ist daher im Gesundheitswesen verstärkt einzufordern.
  • Die Einführung einer Bedarfsplanung für weitere Leistungserbringergruppen im Sinne einer Mengensteuerung sind zu realisieren.
  • Ebenfalls könnte die Umstellung unseres Tiers payant Systems (Krankenkasse zahlt die Rechnung des Leistungserbringers) auf ein Tier garant System (Versicherter zahlt die Rechnung des Leistungserbringers und kann die Versicherungsleistung bei der Krankenversicherung rückfordern) das Kostenbewusstsein fördern.

Diese und weitere Massnahmen seien zu prüfen und durch die Politik umzusetzen, fordert der LKV. "So kann die Kostendämpfung für die Versicherten ohne Qualiätseinbussen funktionieren."