Liechtenstein
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Über die Alpen ans azurblaue Meer

SCHELLENBERG - Ein ordentliches Stück Sommersehnsucht zauberten die MV-Cäcilia-Schellenberg-Musikanten am Samstagabend mit ihrem «Bella Italia»-Konzert in den randvollen Gemeindesaal.

Wie immer bei den Passivkonzerten der Schellenberger Blasmusik Ende Januar blieb der kreativ kompakte Showteil auch dieses Mal dem zweiten Teil des Abends vorbehalten. Nach dem flotten Auftakt mit der Jugendmusik, die mit Stücken wie «Mambo Nr. 5» oder «Griechischer Wein» neben einem «Star Wars»-Ausflug in die Tiefen des Weltalls bereits Lust auf südliche Reisen zu Sommerstränden machten, ging es mit den MV-Cäcilia-Musikanten unter dem bewährten und gestisch eleganten Dirigat von Kapellmeister Matthias Seewald nämlich zunächst in die majestätischen Gefilde des alpinen Hochgebirges.

Pastos gemalte Bergbilder

Mysteriös, mächtig und romantisch präsentierten sich die Schweizer Berge zum Auftakt mit der «Alpina Fanfare» des Tessiner Komponisten Franco Cesarini – ein Sehnsuchtswerk, welches der vielseitig produktive Blasmusikkomponist, Dirigent und Flötist Cesarini 1996 für seinen Rundfunkkollegen Kurt Brogli und seine bekannte Swiss-Loss-Band geschrieben hat. Elegant und geheimnisvoll und mit einem spannend durchgehaltenen Trommelrhythmus, der an Ravels Bolero erinnert, kam der langsame Konzertmarsch «Orion» des Belgiers Jan van der Roost über die Bühne, bevor die Cäcilia-Musikanten zum Höhepunkt des ersten Konzertteils mit Armin Koflers programmatischem Gletscher-Panorama «Schmelzende Riesen» die grossen sinfonischen Farbtöpfe öffneten, um ein cinemascope-breites Tongemälde des im Klimawandel vom Abschmelzen bedrohten ewigen Eises der Alpen in den Saal zu zaubern.

Denn obwohl die schmerzliche Wehmut über das aktuelle Schwinden der majestätischen Gletscher deutlich hörbar wird, endet das Stück dennoch mit dem optimistischen Ausblick, dass künftige Generationen den Klimawandel in den Griff bekommen könnten. Mit der zünftig folkloristischen «Augenblicke»-Polka des jungen Tiroler Schlagzeugers und Blasmusikdirigenten Martin Scharnagl klang der erste Konzertteil dann entspannt aus. Bei dem zu Ehren von nicht weniger als neun Blasmusik-Jubilaren erklingenden «Medici»-Marsch des holländischen Marschkönigs Johan Wichers mussten die Geehrten vor der Pause indes mitspielen, da sonst zu wenige Instrumente auf der Bühne im Einsatz gewesen wären.

Von Belcanto bis Pop

Es ist bei den Januar-Passivkonzerten des MV Cäcilia Schellenberg zur schönen Tradition geworden, dass der zweite Konzertteil jedes Mal als kompakte und kreative Musikshow unter wechselndem Motto über die Bühne kommt. Dieses Mal stand der Showteil unter dem Motto «Bella Italia», und er wurde würdevoll, aber mit einem Schuss Ironie mit der italienischen Nationalhymne eröffnet. Dazu gruppierten sich eine Reihe von Jungmusikanten an der Bühnenfront mit italienischen Fähnchen, einer grossen italienischen Fahne und dem in die Höhe gestreckten heimlichen Nationalsymbol des südlichen Nachbarn – erraten: mit einem Fussball –, während die Cäcilia-Musikanten die flotte, seit 1947 gültige «Inno Nazionale» von Michele Novaro intonierten.

Dieses seit 1847 bei den oberitalienischen Freiheitskämpfern beliebte Kampflied brauchte 100 Jahre durch zahlreiche politische Umbrüche, bis es sich in der italienischen Republik nach dem zweiten Weltkrieg als offizieller «Canto degli Italiani» etablieren konnte. Während den italienischen Einigungskämpfen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Giuseppe Verdis Gefangenenchor («Va pensiero») aus seiner Oper «Nabucco» eine mindestens so beliebte heimliche Kampfhymne. Und dieses Chorlied war dann im Konzert auch Teil des klangschönen Medleys «Vivo Belcanto» des Holländers Kees Vlaak aka Alfred Bösendorfer, bei dem die Cäcilia-Musikanten instrumental in den bekanntesten Tenor-Arien von Giuseppe Verdis Nabucco, Aida und La Traviata ebenso schwelgen durften wie im folkloristisch romantischen «Schönklang»-Sektor von Klassikern wie «Santa Lucia» oder «Funiculi Funicula».
Mindestens so flott, elegant und unterhaltsam kam anschliessend ein Medley von «Italo Pop Classics» wie «Gloria» oder «Azzurro» im Arrangement von Erwin Jahreis daher, bevor es mit Andrea Bocellis schmelzendem Liebeslied «Vivo per lei» noch einmal ganz romantisch im Saal wurde.

Verbunden wurden die musikalischen Vorträge mit einem kleinen Musik-Quiz im Publikum, bei dem nach den ersten Takten von Verdis «Va pensiero» und Adriano Celentanos «Azzurro» die jeweiligen Lieder erraten werden mussten. Andrea Bocellis berühmtestes Lied mit den meisten Youtube-Clicks war dann allerdings nicht «Vivo per lei», sondern – erraten – seine im Duett mit Sarah Brightman ein zweites Mal berühmt gewordene Abschiedshymne «Con te partirò» («Time to say good-bye»), mit dem Bocelli schon 1995 die Hitparaden anführte. Auf der Rückreise von «Bella Italia» streiften die MV-Cäcilia-Musikanten zum Schluss noch die toskanische Hauptstadt Florenz mit Julius Fučiks berühmtem «Florentiner Marsch» (und der Quiz-Frage, welche Zutaten in «Florentiner Chrömle» hineingehören). Ebenso flott und zum Schluss mit begeistertem Publikumsapplaus verdankt erklangen als Zugaben Johann Strauss’ «Radetzky-Marsch» sowie eine Reprise des Trios des Florentiner Marsches.