Liechtenstein
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Wie sich die Langlaufspuren verändert haben

Seit 50 Jahren wird in Steg Langlaufsport betrieben. Die 12,2 Kilometer lange Loipe durch das verschneite Valünatal bietet nicht nur eine spektakuläre Winterlandschaft, sondern die Möglichkeit, eine ganzheitliche Sportart auszuüben.
Langlaufen in Steg

Die 12,2 Kilometer lange Loipe durch das verschneite Valünatal bietet eine spektakuläre Winterlandschaft. (Bild: Daniel Schwendener)

In Steg finden jährlich Langlaufrennen statt. Steg wird wegen seiner Schneesicherheit und der guten Organisation geschätzt. (Bild: zvg)

Der Nordic Club setzt sich für die Jugendförderung im Langlaufsport ein. Vom ersten Schritt auf den Skiern bis ins Kader werden die jungen Sportler vom Klub begleitet. (Bild: zvg)

Der Verein Valünalopp ist für den Unterhalt zuständig, der Verein Nordic Club für die Jugendförderung. Das «Panorama» hat sich mit den beiden Vereinsvertretern Thomas Hanselmann und Jürgen Beckbissinger unterhalten und sich auf die Spuren des Langlaufsports begeben.

Begonnen hat alles vor 50 Jahren,  als Lars Berger, Egon Christen, Sepp Sprenger und Xaver Frick die Spuren mit den Skiern in den Schnee stampften und dadurch die ersten Loipen in Steg entstanden. Der erste lief mit der nötigen Vorsicht voraus, der zweite Läufer folgte ihm und setzte die sogenannte Stockspur. Je mehr sie in der Spur kreisten, desto besser wurde sie. Der Grundstein für den Langlaufsport und die Gründung des Vereins Valünalopp war gelegt und die Gründer setzten sich viele Jahrzehnte für den beliebten Wintersport ein. Xaver Frick, ein Gründungsmitglied und langjähriges Vorstandsmitglied, war bis vor Kurzem im Vorstand des Vereins tätig und wurde im Oktober diesen Jahres zum wohlverdienten Ehrenmitglied ernannt.

Die Langlaufcommunity ist in all den Jahren stark gewachsen. Der Verein Valünalopp zählt heute 50 Mitglieder. Nicht mit Skiern, sondern mit einem Pistenfahrzeug wird heute fast täglich die 12,2 Kilometer lange Loipe präpariert. Dazu gehört auch eine 3,2 Kilometer lange Nachtloipe, die mit Flutlicht beleuchtet ist. Der Einsatz dauert jeweils zwischen vier und sechs Stunden. Doch der Unterhalt ist um einiges aufwendiger: Trasse richten, Brückenbau, Signalisation, Loipenberichte, Administrationsarbeiten oder die Betreuung der Internetseite werden durch den Verein ausgeführt. Auch der Winterwanderweg ins Valünatal präpariert der Verein, um Wintersportlern eine Alternative zu bieten. «Wir wollen die Infrastruktur bereitstellen mit dem Ziel, eine Möglichkeit für einen Breitensport zu bieten, der die Gesundheit der Gesellschaft fördert», sagt Vorstandsmitglied Thomas Hanselmann. 

Langlauf wird zur Trendsportart
Langlauf ist ein Breitensport, der von jedem bis ins hohe Alter ausgeführt werden kann. Denn der Ausdauersport ist gelenkschonend und sorgt für eine gute Fitness. «Ausserdem ist es eine Sportart, die im Winter an der frischen Luft getätigt werden kann», sagt Hanselmann. Der Langlaufsport ist in den vergangenen Jahren zu einer Trendsportart geworden.

Dies können Thomas Hanselmann und Jürgen Beckbissinger bestätigen. «Während der Coronazeit hat er nochmals an Beliebtheit gewonnen», sagen sie. Viele Wintersportler wichen von den Skiern auf die Langlaufskier aus – weniger anstehen an den Skiliften und weniger Kontakt waren die Vorteile. Dadurch haben einige mehr den Langlaufsport für sich entdeckt. Aber auch der «Cologna-Effekt» hat für einen Aufschwung der Sportart gesorgt. Dario Cologna war einer der erfolgreichsten Schweizer Langläufer. Er gewann in der Saison 2008/09 als erster Schweizer überhaupt den Gesamtweltcup im Langlauf. Bei den Olympischen Spielen holte er sich vier Goldmedaillen. «Ihm ist es sicher auch zu verdanken, dass der Langlaufsport populärer geworden ist», ist Jürgen Beckbissinger vom Nordic Club überzeugt.

Der Verein Valünalopp pflegt mittlerweile eine Kundendatei mit über 2000 Einträgen. Ein Vorteil des Valünatals: Es ist vor allem zu Beginn des Winters ein Schattenloch und damit schneesicher. So kann der Verein in der Saison durchschnittlich rund 110 Loipenbetriebstage verzeichnen, was laut Hanselmann im Schweizer Vergleich sehr hoch ist.

Nordic Club fördert die Jugend
Den Breitensport auf der Loipe voranzubringen, hat sich auch der Verein Nordic Club Liechtenstein, der 2008 gegründet wurde, auf die Fahne geschrieben. Der Fokus wird dabei auf die Jugendförderung gelegt. Der Klub begleitet junge Langlaufsportler vom ersten Schritt bis ins Kader. Man habe aber auch die Erwachsenen im Blickfeld, «denn die allgemeine Förderung der Gesundheit ist uns wichtig», sagt Jürgen Beckbissinger vom Nordic Club. 

Langlaufen ist eine Einzelsportart, kann durch den Verein jedoch in der Gemeinschaft ausgeübt werden. «Gerade der Einstieg ist in einer Gruppe wichtig», so Beckbissinger. Kinder ab fünf Jahren lernen in der Gruppe «Nordic Füx» die ersten Langlaufspuren auf eine spielerische Art. In der JO-Renngruppe nehmen sie dann bereits an Wettkämpfen teil und können schliesslich ins LSV-Kader wechseln. 

Früher war der Bereich Nordic bei den einzelnen Skiklubs angegliedert. Mit dem eigenen Klub kann der Sportart nun mehr Rechnung getragen werden. «Wir haben ein Pilotprojekt gestartet, wobei die jungen Sportler die ersten Kaderjahre in Zusammenarbeit mit dem LSV im Nordic Club trainiert werden. Das ist ein sehr gutes Modell und bringt dem Nachwuchs viel», ist Beckbissinger überzeugt. 

Aktuell gehören dem Nordic Club 350 Mitglieder an. Dazu gehören sowohl Aktive wie auch Gönner und Passive. Dabei sind auch zehn Trainer in unterschiedlichen Pensen. Zwei Frauen und zwei Männer laufen aktuell im Kader mit. Die Gründung des Vereins hat dem Langlaufsport einen Aufwind beschert. Trotzdem fehlte es plötzlich an Nachwuchs. So unternahm der Verein vor sechs Jahren grosse Anstrengungen, wieder junge Langlaufbegeisterte zu finden und führte einige Veranstaltungen durch. «Das hat Früchte getragen», freut sich Jürgen Beckbissinger. Neben dem Training organisiert der Verein auch Rennen in Steg. Vielen ist bestimmt noch die Europäische Jugendolympiade EYOF in Erinnerung. Aber auch die Schweizer Meisterschaft fand schon in Steg statt, was daran liegt, dass der Nordic Club in der Schweiz einen guten Ruf als Organisator geniesst.  

Langlauf-Sportstätte – ein lang ersehnter Wunsch
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings noch: Die Infrastruktur für eine Umkleide und Toiletten ist minimal. Es steht lediglich eine Garage für das Pistenfahrzeug und eine provisorische Loipenhütte zur Verfügung. Und es gibt zu wenig Platz für grössere Gruppen. «Der Andrang von Wanderern, Schneeschuhläufern, Skitourengehern und Langläufern ist sehr gross. Wir versuchen diesen bestmöglich zu handeln, was aber mit der bestehenden Infrastruktur sehr schwierig ist», so Thomas Hanselmann. 

Schon länger planen die beiden Vereine zusammen mit dem LSV ein Langlaufzentrum. Das Projekt soll nun nach dem Sportstättenkonzept des Landes realisiert werden. Geplant ist eine genügend grosse Umkleide mit Toiletten. Die Garage für das Pistenfahrzeug und weiteres Material ist auf der anderen Seite des Gänglisees geplant und wird in den Hang gebaut. «Die Garage wird sich in die Landschaft und die Steger Bauweise einpassen. Aber die Infrastruktur soll dem Bedarf gerecht werden», sagt Hanselmann. 

Weiters sind drei Schneekanonen für eine begrenzte Beschneiung vorgesehen. Das benötigte Wasser wird dem Valünabach entnommen. «Mit Betonung auf begrenzt, denn wir werden nicht den ganzen Winter und auch nicht die gesamte Loipe, sondern nur einen begrenzten Bereich beschneien. Es geht nur darum, die Schneesicherheit gewährleisten zu können», hält Thomas Hanselmann fest. Dazu wird vor allem bei Saisonbeginn an drei verschiedenen Orten Schnee produziert und auf den Loipen verteilt. Denn mit dem Kunstschnee wird eine gute Grundlage für den ganzen Winter gelegt, da er aufgrund der Konsistenz länger hält als Naturschnee. «Uns ist es wichtig, dass das Projekt für alle Involvierten stimmt, also für den Skiverband, den Nordic Club und die Grundeigentümer», hält Thomas Hanselmann fest. 

Das Konzept wurde mittlerweile bei der Regierung eingereicht und demnächst sollte ein Regierungsentscheid fallen. Anschliessend muss auch noch der Landtag grünes Licht für das Projekt geben. Ein Projekt, das für den Langlaufsport als Breitensport für die ganze Bevölkerung einen grossen Mehrwert bietet, sind die Verantwortlichen überzeugt. «Denn die Langlaufspuren im Steger Schnee sind ein fixer Bestandteil unseres Wintersportgebiets.»

Nina Riedener vom LSV-Kader anlässlich des Voralpencups 2020 in Steg.

Dario Cologna: Auch der Weltklasse-Langläufer Dario Cologna war schon in Steg auf der Loipe.

Skibiker, Skibobfahrer und Sportler mit Snowscootern

Hin und wieder sind in den Skigebieten andere Wintersportler zu sehen, wie beispielsweise Skibiker, Skibobfahrer oder Sportler mit Snowscootern. Wenn es nach Martin Schneider von der IG SSS geht, sollen es in den kommenden Wintern noch viele mehr werden.

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Am Freitag startete das Schweizer Langlaufteam in Ruka zur Weltcupsaison, die im Februar mit der WM in Planica ihren Höhepunkt erleben wird. Was darf man im Jahr eins nach Dario Colognas Rücktritt erwarten? Die Sportart hat national wohl einen schwereren Stand als auch schon. Im Sommer gab es einige Verschiebungen im Trainer-Staff - nicht immer verliefen diese reibungslos.