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(dpa/tmn) – Am liebsten ist David im Morgengrauen unterwegs, nachdem die letzten Nachtschwärmer die Kneipen und Bars der Altstadt verlassen haben. Wenn die Reisebusse noch keine Urlauber vor dem mächtigen, mittelalterlichen Stadttor Torres de Serranos ausgespuckt haben und bevor die Cafébesitzer ihre Sonnenschirme auf der Plaza de la Virgen aufspannen. Jenem Platz, an dem die Römer vor rund 2.000 Jahren Valencia gründeten und wo heute ein figurengeschmückter Brunnen sprudelt.
Historisches Ensemble: Am Plaza de la Virgen sollen die Römer vor rund 2.000 Jahren Valencia gegründet haben.
Foto: David Rota/Visit Valencia/dpa-tm
Im Morgengrauen hat David de Limón das Barrio del Carmen, das älteste Viertel der Mittelmeermetropole, für sich. Doch David zieht es nicht zu den herrschaftlichen Gebäuden, nicht zu der Kathedrale, in der sich große Architekturgeschichte – die Romanik, die Gotik und der Barock – auf kleinstem Raum zeigt. Nicht zu den Museen voller römischer Ruinen oder moderner Kunst.
Früher haben unsere Eltern uns verboten, manche Straßenzüge zu betreten.
David de Limónm Street Artist
Ein Viertel im Wandel
David zieht es hinein in das Geflecht unzähliger Gassen und verwinkelter Sträßchen, die das Viertel prägen. Das Straßenlabyrinth der Altstadt ist der Kiez des 40-Jährigen, der sich als Street Artist einen Namen gemacht hat. Die meisten seiner Motive an Mauern und Fassaden zeigen eine schwarz gekleidete, maskierte Person, oftmals geziert mit einem roten Herz, hin und wieder mit einer Sprühdose in der Hand: ein Street-Art-Künstler, der sich wie David hier und da in der Altstadt blicken lässt.
Diese schwarz gekleidete, maskierte Person ist das bekannteste Motiv von Street Artist David de Limón und an vielen Fassaden der Stadt zu finden.
Foto: Alexandra Frank/dpa-tmn
Seit Davids Kindheit hat sich das Barrio del Carmen stark gewandelt. „Früher haben unsere Eltern uns verboten, manche Straßenzüge zu betreten“, sagt er. Viele Häuser, das spürt man noch heute, wurden dem Verfall preisgegeben, galten als gefährliche Drogenumschlagplätze. Doch es hat sich einiges getan.
Stadtbewohner und Zugezogene haben das Straßengewirr neu für sich entdeckt, dessen Gassen und Plätze für Autos weitestgehend gesperrt wurden und zum Flanieren und Entdecken einladen. Und auch die Straßenkunst, die immer schon Teil des Viertels war, wird seit einigen Jahren zunehmend geschätzt und toleriert. Mittlerweile gehört sie genauso zum Barrio del Carmen wie die unzähligen kleinen Tapasbars, Läden und Galerien.
Veränderungen im Großen und Kleinen
„Valencia hatte immer seine Hoch- und Tiefphasen“, erklärt der Architekt Boris Strzelczyk. Er lebt wie David de Limón im Barrio del Carmen. Es gab Phasen, in denen die Stadt stark wuchs. So wie im 15. Jahrhundert, als Produktion und Handel mit Seide und anderen Gütern Geld in die Stadtkassen spülten und Bauten wie die gotische Seidenbörse entstanden. Heute zählt sie zum Unesco-Weltkulturerbe.
Oder Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Anbau von Orangen Valencia erneut Reichtum bescherte und prächtige Bauwerke im Modernisme, einer Form des Jugendstils, in und um die Altstadt erbaut wurden. Darunter etwa der von Mosaiken gezierte Nordbahnhof.
Heute sind es nach Ansicht von Architekt Strzelczyk vor allem viele, auf den ersten Blick unscheinbare Projekte, die die mit knapp 800.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Spaniens attraktiver machen: Unzählige Radwege, die in den vergangenen Jahren entstanden oder erweitert wurden, wiederbelebte Anwohnermärkte und instandgesetzte Parkanlagen.
Hauptstadt für Design – und das ist nicht alles
Außerdem setzt die Verwaltung auf digitale Serviceangebote, Barrierefreiheit und ein Zurückschrauben des Autoverkehrs. Das Ziel: Die Stadt soll bis 2025 im Tourismus und bis 2030 komplett CO2-neutral werden.
In Valencia stimmt das Gesamtpaket.
WDC-Programmdirektorin Corinna Heilmann
Initiativen, die dazu beitrugen, dass Valencia von einer Jury der EU-Kommission just zur Hauptstadt des intelligenten Tourismus gekürt wurde. Und weil in der Stadt Handwerkskunst und mediterranes Design großgeschrieben werden, darf sie sich noch mit einer weiteren Auszeichnung schmücken: Sie ist Welthauptstadt des Designs 2022 (WDC). „Die meisten Menschen denken bei Design an konkrete Gegenstände“, sagt die WDC-Programmdirektorin Corinna Heilmann. „Dabei kann man auch einen Lebensstil designen.“
Padua besticht mit Gemütlichkeit und Architektur
Nicht umsonst beschreiben die Einwohner ihre Stadt als „Padova meravigliosa!“.
Tatsächlich reicht schon ein Blick aus dem Flugzeugfenster beim Anflug auf die Stadt, um zu erkennen, was Valencia außer Gassen voller Street-Art und alter Geschichte noch zu bieten hat.
Mediterranes Feeling
Da wären das tiefe Blau des Mittelmeers und die Strände, die sich wie goldgelbe Streifen daran entlang ziehen. Oder der Jardín del Turia, der längste Park Spaniens, der sich wie ein grüner Gürtel neun Kilometer lang durch die Stadt schlängelt. Und die „Stadt der Künste und Wissenschaften“, ein Ensemble organisch anmutender Bauwerke von Stararchitekt und Stadtsohn Santiago Calatrava, die sich wie riesige Skulpturen im Südosten der Parkanlage erheben.
Maßgeblich für das mediterrane Feeling in der Stadt ist natürlich auch die Sonne. Sie scheint hier an rund 300 Tagen im Jahr. Corinna Heilmann sagt: „In Valencia stimmt das Gesamtpaket.“
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